Hypnose als Beruf
Eine Information der Gesellschaft für Heilschlaf-Hypnose e.V.

Fachliche Voraussetzungen

 

Manche stellen eine Hilfeleistung mit Hypnose als ganz einfachen Vorgang dar: Man versetze jemanden in Trance, gebe ihm dann Suggestionen (= hypnotische Anweisungen), was er zukünftig zu tun oder zu lassen habe, und schon werde sich dieser hilfesuchende Mensch von nun an entsprechend verhalten und das Problem sei damit gelöst. Diesem Gedanken folgend, gibt es also Seminare, auf denen Sie das Hypnotisieren lernen und einige Texte für Standardanwendungen (Rauchen, Abnehmen usw.) erhalten, damit Sie diese Ihren hypnotisierten Kunden vorlesen können.

 

Nun werden aber auch Menschen zu Ihnen kommen, die ganz andere Themen mitbringen. Eine Hypnose kann Einfluss nehmen auf geschäftliche Tätigkeiten, die Entwicklung im Berufsleben als auch die Wahl des Berufs, das Eingehen oder Beenden von Partnerschaften oder Ehen, die Wahl des Lebensraumes und vieler elementarer Faktoren mehr bis hin sogar zum Aussehen eines Menschen. Nach einer Hypnose wird vielleicht jemand beginnen oder aufhören fremdzugehen, wird vielleicht den Kontakt zur Familie suchen oder abbrechen, wird vielleicht das erwachsene Kind aus dem Haus werfen oder dort aufnehmen usw.

 

Welche themenbezogenen Texte wollen Sie bei derartigen Fragestellungen vorlesen? Und woran mag es liegen, dass sogar gut ausgebildete Psychologische Psychotherapeuten (mehrjähriges Psychologiestudium plus mehrjährige Zusatzausbildung) mit zum Teil jahrelanger hypnotherapeutischer Praxiserfahrung sich in einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Forum über Klienten austauschen, bei denen auch sie nicht weiter wissen?

 

Es könnte daran liegen, dass es zwar Standardanweisungen für einige wenige Standardanwendungen gibt, aber eben keine Standardmenschen, die mit derart simplen Texten etwas anfangen können. Um diesen Menschen gerecht zu werden, brauchen Sie als Werkzeug eine andere hypnotische Vorgehensweise!

 

In diesem Zusammenhang gibt es auf dem Markt eine bemerkenswerte "Regel": Je weniger ein Hypnotiseur von Menschen versteht, desto mehr "befiehlt" er ihnen, was sie zu tun hätten; je mehr sich ein Hypnotiseur mit den psychologischen Zusammenhängen auskennt, desto mehr Freiheiten wird er einem Klienten einräumen und desto mehr wird er auf dessen individuelle Situation eingehen.

 

An dieser Stelle ein Hinweis auf das Thema "Gefahren der Hypnose", das manche Anbieter in ihren Seminaren ebenfalls "ausführlich" abzuhandeln vorgeben. Gemeint sind damit lediglich die Gefahren, die sich beim Hypnotisieren ergeben können, wenn jemand z.B. eine Trance nicht wieder verlässt usw. Die Gefahren, die sich aber aus einer inhaltlich falschen Anwendungeiner Hypnose für das Leben einer Person ergeben können, können von diesen Anbietern meist gar nicht vermittelt werden, weil sie das selbst mangels psychologischer Kenntnisse überhaupt nicht abschätzen können!

 

Die Frage nach den erforderlichen fachlichen Voraussetzungen für eine berufliche Tätigkeit als Hypnotiseur/in ist also die Frage danach, auf welchem Qualitätsniveau Sie arbeiten wollen. Mit nur ein paar Standardtexten, die sich auf ein paar Standardanwendungen beziehen, werden Sie - wenn überhaupt - nur bei einem Bruchteil Ihrer (möglichen) Kunden Erfolg haben können. Wenn Sie eine umfassende Hilfestellung anbieten wollen, müssen Sie sich zwangsläufig über die Inhalte eines Seminars (oder mehrerer) hinaus in psychologischer Hinsicht eigeninitiativ weiterbilden, z.B. indem Sie Fachliteratur lesen. Fehlt Ihnen das Interesse daran, werden Sie kein erfolgreicher Hypnotiseur werden können.

 

Auch aus einem anderen Grund werden Sie bei ernsthafter Ausübung Ihres Berufs nicht um weitergehende Fachkenntnisse herumkommen: Da Sie keine psychischen Störungen und Krankheiten behandeln dürfen, müssen Sie natürlich wenigstens so ungefähr wissen, wann denn eine solche Störung vorliegen könnte. Kennen Sie die möglichen Anzeichen einer Depression, einer Borderlinestörung oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung?

 

Gerade auch für Einsteiger ist dabei eine Frage von großer Wichtigkeit: Mit welchem hypnotischen Verfahren beginne ich, um möglichst vielen Leuten möglichst umfassend helfen zu können? An späterer Stelle wird dieser Frage noch weiter nachgegangen werden.